Sindelfinger Herold

Aufruf an die Künstler

Foto mit Überschrift der SZ-BZ

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde eine Regenbogenfahne entwendet. Der Ort des Verbrechens ist an Skurrilität kaum zu überbieten.

Böblingen – Die Regenbogenfahne ist das Zeichen der LGBT-Gemeinde und sorgte, zuletzt gehisst vor dem Böblinger Rathaus, für Unmut in der ewig gestrigen Bevölkerung dieses wunderschönen Fleckchens Erde. Das sich stets benachteiligt gefühlte Böblinger war kaum aufzuhalten. Fahnen für die „normale“ Familie wurden gefordert. (Der Herold berichtete) Doch jetzt passierte das Unglaubliche.

Das ökumenische Gemeindezentrum in Böblingen beging gleich zwei sakrale Super-Gaus. Zum einen wagte einer oder mehrere der Geistlichen (gendern fällt hier tatsächlich aus) dem Chef im Vatikan zu widersprechen und somit die Segnung sich liebender Paare aller Couleur in Betracht zu ziehen. Wow. Zum anderen wurde ohne päpstlichen Segen diese bunte Fahne an die Fassade getackert. Doppel-Wow.

Dieser überraschend offene Umgang mit ganz normalen Leuten, die bis heute leider immer noch über ihre Sexualität definiert werden, ließ uns vor Schreck das Abendmahl (Bier) der anderen zwölf Apostel gleich mitverdrücken. Da der Herold nicht bekannt dafür ist, mit dem Theismus besonders zimperlich umzugehen, wollen wir jetzt doch mal lobende Worte loswerden.

Da es offensichtlich immer noch nicht ohne Kirche oder Glauben geht, ist es schön zu lesen, wenn sich die Kirchen dem heutigen Zeitgeist anpassen und nicht umgekehrt.

Jetzt zum Aufruf

Wer auch immer die Fahne gestohlen hat, sei es ein Mitglied einer „normalen“ Familie, ein Gläubiger der sich im Mittelalter wohler fühlen würde, der Papst persönlich oder ein Schwuler, der noch eine Fahne gebraucht hat. Sicher ist, die nächste Fahne muß einen gewissen Diebstahlschutz mitbringen.

Wir empfehlen irgendwas mit Gewicht. Ein Hinkelstein womöglich. Stahl geht auch. Irgendwas richtig schweres. Nicht entfernbar, sicher vor Übermalung und sonstiger Sabotage.

Also liebe Künstler, Steinmetze, Stahlskulpturenhersteller und so weiter. Das Gemeindezentrum in Böblingen braucht eine neue Fahne.

Und denkt immer daran!

Love is Love

Nachtrag

Die alte Fahne wurde übrigens auch schon gefunden und von einem Herold-Leser-Reporter fotografiert. So sieht ein weltoffenes und tolerantes Böblingen aus.

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind ein Idiot.

Böblingen braucht mehr Fahnenmasten

Objekt der Beschwerde

Mit einer einfachen Geste versucht die Rathausbesatzung in Böblingen ein wenig Toleranz zu signalisieren. Dem Böblinger geht das aber nicht weit genug.

Seit kurzem weht vor dem Rathaus in Böblingen eine so genannte LGBT-Fahne, unter brudlichen Schwaben auch als „Regabogadebbich“ bekannt. Ein erster Versuch das offene und tolerante Böblingen zu bewerben. Wo es sonst außer Baustellen, Nilgänsen und Schlägereien nicht viel zu sehen gibt, hat nun der Rathauschef sein eigenes Zeichen gesetzt und somit so manchem gelangweilten Böblinger ganz schön vor den Kopf gestoßen.

„Wo bleibt denn die Fahne für die normale Familie?“

Ja, diese Frage darf man stellen. Zumindest wenn man den anderen seine geistige Umnachtung demonstrieren will. Wir vom Herold sind als Vorreiter der geistigen Umnachtung schon einen Schritt weiter und haben eine kleine Liste fahnenwürdiger Randgruppen erstellt.

  • Männer, weiß, deutsch, christlich, heterosexuell: Diese armen Geschöpfe werden seit Jahrmillionen unterdrückt und gehänselt.
  • Bänker und Spekulanten: Es kommen einem die Tränen wenn man sieht, wie dort Menschen, ja, Menschen, mit Almosen von ihren Instituten abgespeist werden und die armen Trottel sich einkommenstechnisch knapp oberhalb der Armutsgrenze bewegen.
  • Die „normale“ Familie: Gegängelt durch Kindergeld, Elterngeld, auch von den Schwulen bezahlte Schulen für ihre Kinder, steuerliche Vorteile usw, diese Randgruppe ist wahrlich nicht zu beneiden.
  • Schlachthofbesitzer: Es kann ja wohl nicht angehen, dass der hart erwirtschaftete Gewinn durch irgendwelche arbeitsrechtlichen Maßnahmen geschmälert wird. Immerhin haben die die hoheitliche Aufgabe, uns mit Billigfleisch zu versorgen.
  • CDU-Emporkömmlinge: Da macht man einmal, was einem von der Parteispitze seit Jahrzehnten vorgelebt wird und scho ischs wieder nichts. Bimbes uns so.

Die Liste kann beliebig fortgeführt werden. Dann sieht es in Böblingen bald aus wie vor der UN. Auf jeden Fall ist dann jede „unterdrückte“ Minderheit mit ihrer eigenen Fahne versorgt und im Internet ist endlich wieder Ruhe.

Böblingen in wenigen Wochen

Böblingen hat ganz andere Probleme

Das Lieblingsargument der Fahnen-Gegner und damit liegen die ja auch richtig. Böblingen hat Probleme, verursacht Probleme, ist ein Problem. Trotzdem ist es eine nette Geste, auch den Menschen, die in der Öffentlichkeit immer noch beleidigt, bespuckt und beworfen werden, hiermit einen Funken Hoffnung auf Besserung der Gesellschaft zu geben. Dass es dafür erst einen schwulen OB gebraucht hat, ist schon schlimm genug. Dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich durch so ein bisschen Stoff vernachlässigt und abgehängt fühlen ist einfach unglaublich. Dass es solche Fahnen und Diskussionen überhaupt braucht – widerlich.

Und so geht Böblingen – wer hätte es für möglich gehalten – mit gutem Beispiel voran und beweist trotz der ewig Gestrigen Mut zur Offenheit. Vielleicht kann sich Sindelfingen davon ein Stück abschneiden und/oder aus Solidarität zu Böblingen einfach auch so eine Fahne aufhängen – vor dem Rathaus und am besten im Fußballstadion gleich auch noch. Und die lassen wir so lange hängen, bis auch der Letzte verstanden hat…

LOVE IS LOVE