Sindelfinger Herold

Ist das Kaff oder kann das weg?

Wer hätte es gedacht? Es geht mal wieder um unsere geliebte Nachbargemeinde – auch „Böblingen“ genannt.

Böblinger versucht Funktion von „Teufelsgerät“ zu erraten

Blödlingen – Die aktuellen Pläne der Verkehrs- und Stadtplaner stoßen bei der notorisch nörgelnden Bevölkerung dieses ach so wunderschönen Fleckchens Erde mal wieder auf Unverständnis. Es geht dabei um die Erweiterung der Fahrradwege. Diese soll zu Lasten des Kraftfahrzeugverkehrs geschehen. Auf Deutsch: Ehemalige Straßen werden zu Fahrradwegen umgebaut. Eine bodenlose Frechheit. Da ist sich der Böblinger meist einig. War man noch vor einiger Zeit der Ansicht, die „Frankfurter Hüte“ welche das Parken auf den Fahrradwegen verhindern sollen, seien der Gipfel der Beschneidung des Kraftfahrers, setzt die Stadtverwaltung jetzt noch einen drauf.

Dem staugeplagten Böblinger fallen darauf einige sehr interessante Argumente ein. Der Herold nimmt sich derer an.

So wurde zum Beispiel verkündet, dass Sindelfingen in Sachen Stadtplanung als Vorbild für Böblingen fungieren sollte. Erbost empört sich da der Böblinger mit letzter Kraft, die ihm das sprichwörtliche Messer im Rücken noch übrig lässt. Liebe Böblinger, da sind wir uns ausnahmsweise sogar einig. Die Einzigartigkeit Sindelfingens auf diese komische Ansammlung von Unzufriedenheit zu übertragen, scheint uns auch als zu mühsam wenn nicht sogar unmöglich.

„Wir leben in einer Autostadt. Hier sollten auch Autos fahren dürfen.“ Ja lieber Böblinger. Wer kennt es nicht? Das berühmte Mercedes-Benz Werk Böblingen. Wie auch immer. Bleiben wir mal beim Werk Sindelfingen (das andere haben wir irgendwie nicht gefunden). Fakt ist, im Werk herrscht vornehmlich Fahrradverkehr. Autos werden zum Großteil ausgesperrt. Und das in einem Automobil-Werk – wie, warum, weshalb?  Ganz einfach. Es ist nicht genug Platz für die ganzen Autos. Na Böblinger? Schnaggelts schon?

So kommen wir – sogar mit Übergang – zu Argument Nummer 3. „Ich brauche vom Elbenplatz bis zum Postplatz jeden Tag über eine halbe Stunde.“ Für Nicht-Böblinger – die Strecke ist zu Fuß in wenigen Minuten zu bewältigen. „… und die wollen noch mehr Straßen wegmachen.“  Das hört sich für uns Sindelfinger etwa so an: „Ich schlage mir jeden Tag mit einem großen Hammer auf den Kopf und es tut jedes Mal weh.“ Man könnte sich ja mal fragen, warum da so viel Verkehr ist? Oder ob wirklich jede Fahrt in die schöne Innenstadt mit dem Auto getätigt werden muss? Der Verkehr war übrigens in den 90ern (Argument Nummer 4 denn damals war ja alles besser) schon schlimm genug. Gebessert hat sich gar nichts. Die Staus kommen nicht von dem Wegfall einiger Straßen. Die gab es schon vorher. Womöglich wird sich die Lage in Zukunft „leicht“ dramatisieren aber vielleicht lernt es ja der eine oder andere, dass es womöglich doch eine Alternative ist, das Auto mal stehen zu lassen, wenn er vom Elbenplatz bis zum Postplatz irgendwann 3 Stunden braucht. Es kann natürlich auch sein, dass unsere Hammer-Metapher gar nicht so weit hergeholt ist. Das würde zumindest das Verhalten so einiger Böblinger ausreichend erklären.

„Die Einzelhändler leiden unter den verbannten Autos.“ Wie auch auf der Stuttgarter Königsstraße eindeutig zu erkennen ist, leiden die dort ansässigen Einzelhändler allesamt unter Existenzängsten. Eine Promenade der Armut denn auch die Immobilienpreise (Argument Nummer … Überblick verloren) in Stuttgarts Mitte sind inzwischen eher vergleichbar mit ostdeutschen Provinzen als mit urbanem Betongold. Und das alles nur, weil dort keine Autos brumm brumm machen dürfen.?! Naaaaja.

Fröhlicher „Grüner“ auf seinem Fahrrad.

Letztes Argument aber mit Abstand das Beste: „Die Grünen und die Umweltjodler wollen uns alles verbieten.“ – Die „Umweltjodler“, wie diverse Umweltorganisationen gerne genannt werden, haben unserer Ansicht nach eher oppositionellen Wert. Gefordert wird viel, gemacht wird wenig. Den Versuch unseren Planeten auch für kommende Generationen bewohnbar zu halten, als „grünes Geschwafel“ abzutun, ist dann doch recht geistlos. Dass es schon längst zu viele Autos in den Städten gibt, sieht man doch genau … hier (also da, in Böblingen). Noch mehr Straßen und noch mehr Parkplätze und noch mehr Autos scheinen aber trotzdem ein gern gesehener Ansatz zu sein.

Ja dann.

Gut, dass wir beim Herold uns alle jeweils mindestens ein Auto UND ein Fahrrad leisten können. So kann uns die „Die Autofahrer gegen die Radfahrer Diskussion“ nämlich sauber an der A81 vorbeigehen. Tschüss Böblingen 😉