Sindelfinger Herold

Am Ende bleibt nur noch gegenseitige Verachtung.

Selbst die Kühe haben sich nichts mehr zu sagen.

Die Corona-Krise hält an, die Beschränkungen der Bürgerrechte sind auf einem Hoch von dem selbst Mielke post mortem noch feuchte Träume bekommt und die Menschheit weiß nichts besseres, als aufeinander loszugehen.

Krisen gab es schon immer. Mal schlimmer und mal weniger schlimm. Doch rückblickend hatte man immer den Eindruck bekommen, die Menschen seien näher zusammengerückt. Dieses Mal scheint es möglicherweise anders auszugehen. Je länger die Beschränkungen anhalten, je länger die Menschen daheim bleiben müssen, je länger man jeden Tag tausendfach mit Virus-News konfrontiert wird und je länger sich einst belächelte Politiker durch ihr angeblich vorbildliches Handeln in den Vordergrund stellen und auch noch in ihrer Beliebtheit steigen, desto größer steigt das Streitpotenzial in der Bevölkerung.

Da jeder seine Sicht der Dinge als die einzige und wahre betrachtet, andere als Vollidioten abstempelt ohne vielleicht mal deren Hintergründe zu hinterfragen, sitzen wir auf dem sprichwörtlichen Pulverfass. Viele Wogen werden auch nach der Krise nicht so einfach wieder zu glätten sein. Der Ton ist rau. Niemand ist noch bereit, sachliche Diskussionen zu führen. Es wird wild „debattiert“, oft mit Hilfe von fragwürdigen Links und am Schluss gehen sämtliche Parteien mit einer einzigen Gewissheit aus solchen Gesprächen. „Der hat sie ja nicht alle.“

Es scheint auch schon lange nicht mehr um Wahrheiten oder wenigstens hilfreiche Anmerkungen zu gehen. Zitate wie: „Ich, der und der andere haben Recht“, verleihen dem damit erzwungenen Ende einer Unterhaltung einen faden Beigeschmack. Man möchte irgendwie seine Lesezeit zurückerstattet bekommen. Da das aber nicht möglich ist, flüchtet man – zumindest der Herold – in die Albernheit und hofft, dass der ganze Spuk bald ein Ende hat. Vergessen, vergaben und nur noch im Gehirn gespeichert als das Jahr, in dem man nicht in den Urlaub fahren konnte – abgelegt irgendwo zwischen der VHS-Kassette und dem Jamba Spar-Abo. „Ach ja, das gab es ja auch mal“, möchte man so bald wie möglich sagen können.

Nein, ich.

Wahrscheinlich werden wir diesen Punkt aber nicht so schnell erreichen. Durchhalten ist angesagt. Da spielt es auch ehrlich gesagt keine Rolle, welchem Virologen man jetzt seinen Glauben schenkt, ob man in der Deutschland GmbH wohnt oder genau weiß, wie das World-Trade-Center gesprengt wurde. Ob man denkt, dieser weltweite Komplott dient einzig und allein dazu, uns zu chippen und zu überwachen. Ob man denkt, andere Grippewellen waren genauso schlimm, wenn nicht schlimmer oder ob man stumpf sämtlichen Kram aus der Glotze – den Lemming als Vorbild – befolgt. Fakt ist, es geht immer öfter nicht mehr um die Sache an sich sondern um blanke Rechthaberei. Die individuelle Sicht der momentanen Situation ist zu einer reinen Glaubenssache geworden. Wie wir aus der Vergangenheit gelernt haben, enden verschiedene Glauben meist in einem Glaubenskrieg. Dieser kündigt sich langsam aber sicher mit immer weiter ausufernden Streitereien an.

Allen sei an dieser Stelle gesagt. Bevor man andere als geistlos und stumpfsinnig einordnet, sollte man vorher mal die Optionen überdenken.

Option 1: Sie sehen die ganze Sache kritisch. Das Virus ist ihrer Ansicht nach auch nicht schlimmer als ein eingerissener Fingernagel. Die Ausgangsbeschränkungen sind aus Ihrer Sicht überflüssig und – Sie behalten Recht. Schön für Sie. Der Staat und die Politik werden vermutlich die Konsequenzen tragen müssen und Sie können sich einen Topflappen häkeln mit der Aufschrift: „Hab ich doch gleich gesagt.“

Option 2: Siehe oben nur mit der Änderung, dass das Virus sehr wohl gefährlich ist und die Maßnahmen allesamt begründet. Dann kann man nur hoffen, dass Sie mit Ihrer Ignoranz nicht jemandem geschadet haben.

Option 3: Sie haben sich daheim eingemauert, täglich jede Talk-Show verfolgt. Sie klebten an den Lippen der Verkünder der Apokalypse. Und was war? Alles doch nicht so schlimm. Auch hier wird wohl der eine oder andere Politiker seinen Schreibtisch räumen müssen.

Option 4: Siehe Option 3 nur wieder mit tödlichem Virus. Zum Glück haben sich so viele an die Beschränkungen gehalten.

Option 5: Sie haben keine Option. Vielleicht stehen Sie in häuslichem Kontakt mit Menschen aus der Risikogruppe. Vielleicht haben Sie Kinder. Da bleibt einem eigentlich nichts anderes übrig als brav das ganze Theater mitzumachen. Da stellt sich überhaupt nicht die Frage nach der Wahrheit. Man muss es einfach mal glauben.

Was außer Frage steht ist, dass ein Staat der seinen Bürgern verbietet Geld verdienen zu gehen – hier geht es größtenteils um die ganzen Kleinunternehmer – auch dafür Sorge tragen muss, dass keiner durch die Beschränkungen in den Ruin getrieben wird. Da muss man nicht betrügende Konzerne wie z.B. Volkswagen auch noch mit Kurzarbeitergeld dafür belohnen, dass diese ihre Kunden nach Strich und Faden beschissen haben. Die kommen schon klar. Aber ich will nach der Krise wieder meine – sofern überhaupt noch vorhanden – kleinen Läden in den Städten, die Restaurants und so weiter. Der wirtschaftliche Schaden durch diese Krise, oder was auch immer das sein soll, ist immens. Es bleibt nur zu hoffen, dass wir alle mit einem blauen Auge davonkommen. Die Zeit der „Nachberichterstattung“ kommt auch noch. Nur Geduld.

Vertragt Euch!